In Episode 6 von "Du als Hundetrainer" erfahren Sie, ob unserer Meinung nach ein Hund auf das Sofa oder ins Bett darf.
Manche Aussagen zum Thema Hundeerziehung haben die gleiche Überlebensdauer wie ein Märchen. Dass manche dieser Aussagen auch den gleichen Wahrheitsgehalt wie ein Märchen haben, hält sie leider auch nicht vom Aussterben ab. Schriftliche Ergüsse in vermeintlichen Fachbüchern füttern bis heute erfolgreich die Gespräche leichtgläubiger Hundehalter und tragen somit ihr übriges zum Erhalt dieser Märchen bei.
Laut Wikipedia erzählen Märchen von „wundersamen Begebenheiten“. So verhält es sich auch mit dem Märchen vom Hund auf dem Sofa. Wundersamer Weise wird dem sich auf dem Sofa breit machenden Hund unterstellt, mit diesem Verhalten große Pläne zu verfolgen. Es wird gemunkelt, er schmiede von seinem erhöhten Liegeplatz aus den Plan, nicht nur die Autorität seiner Menschen restlos zu untergraben sondern gleichwohl in einem Atemzug die ganze Weltherrschaft an sich zu reißen.
Mit jedem Märchen muss einmal aufgeräumt und „klare Kante“ gemacht werden:
Erziehungsprobleme entstehen weder dadurch, dass der Hund auf das Sofa darf, noch werden sie dadurch gelöst, dass es ihm verboten wird.
Auch wenn sich so mancher Hundewiesenweisheitenverbreiter dagegen verwehren und lieber an sinnlosen Prinzipien, die jeglicher Grundlage entbehren, festhalten möchte: Erfolgreiche Hundeerziehung beinhaltet etwas Anderes als das „wer liegt wo und wie hoch“. Und jede Hundeschule sollte wichtigere Dinge zu vermitteln haben, als diesen Quatsch.
Den Hund auf das Sofa zu lassen, kann natürlich auch nachteilige Folgen haben. Diese haben aber wahrlich nichts mit der Hundeerziehung zu tun.
Wer nicht gerade einen Nackthund sein eigen nennt, der weiß um die dunklen Haare, die zunächst das helle Ledersofa und anschließend sämtliche Kleidung zieren. Trotz täglichem Bürsten.
Wer einmal versucht hat, die widerspenstigen Haare eines drahthaarigen Vierbeiners aus den Untiefen eines Stoffsofas zu entfernen, weiß, dass nicht einmal starkes Klebeband zur Beseitigung der Hundehaare wahre Wunder zu vollbringen mag. Hier hilft nur noch eine Pinzette und ausreichend Geduld für die anstehende Sisyphusarbeit.
Auch die außerordentliche Haltbarkeit der Sabberflecken eines Molossers auf dem schwarzen Alcantara-Sofa haben schon für Verzweiflung gesorgt, die ihresgleichen sucht. Anwendung teuerster Reinigungsschäume vergeblich.
Mit diesen und ähnlichen Zuständen muss man leben können. Und wollen. Den Hund einfach mal Hund sein lassen und anschließend die Vorteile der Zweisamkeit auf dem Sofa genießen.
Aus erzieherischer Sicht gibt es da keine Vorgabe. Es ist lediglich wichtig,
Alles weitere liegt im Ermessen des Hundehalters – jeder wie er mag. Den Hund mit auf das Sofa zu lassen, birgt definitiv nicht die Gefahr, dem Hund gegenüber Schwäche zu zeigen oder eine erzieherische Position aufzugeben. Auch die Erklärung für „an der Leine ziehen“ oder „Rehe jagen“ findet sich nicht in der Liegeposition des Hundes wieder.
So einfach ist die Sache mit dem Sofa. Für die Sache mit der Hundeerziehung muss man einfach nicht immer alles glauben, was auf den Hundewiesen und in den vermeintlichen Fachbüchern verbreitet wird.
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