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Sag mal, du als Hundetrainer, was hältst du von Deckentraining oder Ruhetraining für Hunde?

In Episode 4 von "Du als Hundetrainer" erfahren Sie, was wir über Deckentraining, Ruhetraining oder Boxentraining für Hunde denken.

Anbei der Inhalt unseres Videos "Was hältst du von Deckentraining oder Ruhetraining? zum Lesen

Herzlich willkommen bei „Du als Hundetrainer". In Episode vier geht es die Frage: „Sag mal, du als Hundetrainer, was hältst du eigentlich von Decken-oder Ruhetraining?

So genanntes Decken-oder Ruhetraining, manchmal auch Boxentraining genannt, hat zum Ziel, dass der Hund sich ablegen und entspannen und, wie der Name eben schon sagt, zur Ruhe kommen soll. Dieses Thema wird mittlerweile in der Hundeerziehung als unfassbar wichtig vermittelt, weil es wohl der Schlüssel zu einem entspannten Zusammenleben zwischen Mensch und Hund sein soll. Mitunter wird sogar behauptet, dass Hunde das Nichtstun erst einmal lernen müssten, dass sie die Fähigkeit, sich zu entspannen, gar nicht von alleine mitbringen.

Es gibt verschiedene Ansätze sowohl für drinnen als auch für draußen. Drinnen geht es in der Regel darum, dass der Hund sein Hundebett mit Entspannung und Ruhe verknüpfen soll und dass er sein Hundebett als Rückzugsort verstehen soll. Draußen ist es in der Regel so, dass der Hund ein bestimmtes Kommando oder ein Zeichen, wie zum Beispiel die abgelegte Leine, als Entspannungssignal verstehen soll.

In beiden Fällen, sowohl drinnen als auch draußen, soll der Hundehalter durch Training diese Verknüpfung zum Entspannen herstellen. Das passiert mitunter durch passive Warterei, wo der Hundehalter einfach abwarten soll, dass der Hund sich nun mal entspannt, oder durch ein ständiges Wiederholen von einem Kommando, wie zum Beispiel „Geh auf deine Decke und leg dich dorthin". Mitunter wird auch empfohlen, bestimmte entspannende Streicheltechniken anzuwenden. Und grundsätzlich scheint schon mal klar zu sein: Wenn der Hundehalter nicht entspannt ist, dann kann auch der Hund nicht entspannt sein. Und so sitzen die Hundehalter auf einsamen Parkbänken und hoffen auf die Entspannung ihres Hundes. Sie hoffen ebenfalls darauf, dass sich das Verhalten von der einsamen Parkbank irgendwann auch in ein Café übertragen lässt. Oder sie schicken ihren Hund im Wohnbereich zig mal auf seinen Platz, nur damit der Hund diesen Platz auch zig mal wieder verlässt oder ihn spätestens verlässt, wenn der Mensch aufsteht, um sich durch den Wohnbereich zu bewegen, weil er sich ein Glas Wasser holen will, auf Klo muss oder sonst irgendwas.

Für uns ist es total normal, dass Decken- oder Ruhetraining keinen nachhaltigen Erfolg hat. Decken- oder Ruhetraining ist nämlich keine Arbeit an der Ursache sondern nur eine Arbeit am Problem. Wir werden noch mal eine weitere Episode zu genau diesem Thema machen, wo es darum geht, ob problemorientiertes Training wirklich Sinn macht oder ob man sich eher die Ursache von dem Problem ankucken sollte.

Wenn mein Hund von innen heraus nicht entspannt ist, dann macht es auch keinen Sinn, dass ich ihn immer wieder in sein Hundebett schicke und verlange, dass er sich dort ablegt. Er wird sich, nur weil ich das verlange, dort nicht entspannen können. Entspannung und innere Ruhe kommen von innen und können nicht von außen aufdiktiert werden. Genau deswegen hat für unser Empfinden, unserer Erfahrung nach und auch gemessen an dem, was ich von meinen Kunden alles so zu hören bekomme, Decken- oder Ruhetraining einfach keinen Erfolg.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was kann man denn machen, wenn der Hund unruhig ist, wenn er nicht zur Ruhe kommt und er zum Beispiel auch einfach ganz, ganz weit davon entfernt ist, seinem Ruhebedürfnis von in etwa 17 bis 20 Stunden nachzukommen? - Es gibt nichts, was ich in dieser Situation direkt tun kann, damit mein Hund sich ad hoc entspannt. Ich muss eine Basis schaffen, ich muss eine Beziehung zwischen mir und meinem Hund haben, die es überhaupt zulässt für meinen Hund, Verantwortung abzugeben und zu entspannen.

Für uns ist mangelnde Erziehung, mangelnde Führung durch den Menschen die Ursache für diese ständig nervösen und unruhigen Hunde. Ein Hund, der sich von seinem Menschen nicht geführt fühlt, ist ständig mit seinem Menschen in einer Diskussion. Das passiert schon den ganzen Spaziergang lang über: Der Hund ist an der Leine unterwegs, der Hund zieht nach irgendwo hin, der Mensch hält dagegen. Das passiert genauso aber auch im Wohnbereich: Der Mensch möchte irgendetwas von seinem Hund. Der Hund weiß eigentlich, was gemeint ist, hört und versteht auch, was der Mensch da gesagt hat, aber er setzt es nicht um. Es gibt ständig, wenn der Hund nicht vernünftig erzogen ist, Reibungspunkte zwischen Mensch und Hund. Diese Reibungspunkte stressen den Hund - nicht nur den Menschen. Und genau das ist die Ursache für diese innere Unruhe. Genau das führt auch dazu, dass die Hunde sich für allen möglichen Kram verantwortlich fühlen. Sie hören draußen ein Geräusch und nur weil sie draußen gehört haben, wie der Nachbar die Mülltonne zuklappt, müssen sie aufstehen und nachgucken, was da los ist. So kann kein Hund zur Ruhe kommen.

Das heißt, wir sagen ganz klar: Wenn der Hund sich von seinem Menschen erzieherisch nicht geführt fühlt, dann hat er ständig Stress, weil Mensch und Hund ständig gegeneinander ankämpfen. Zusätzlich fühlt sich ein Hund, der sich nicht von einem Menschen geführt fühlt, auch ständig für Dinge verantwortlich, die gar nicht sein Bereich sind. Hierzu gehören zum Beispiel irgendwelche Geräusche, die er draußen wahrnimmt oder Reaktionen auf Dinge, die der Mensch gerade tut. Mein Hund fühlt sich nicht verantwortlich oder bemüßigt, mir hinterherzukommen, wenn ich vom Sofa aufstehe und aufs Klo gehe.

Es gibt also mal wieder keinen einfachen Tipp. Ich habe keine Erklärung hier im Video, wie Sie es hinbekommen, dass Ihr Hund sich entspannt und dass er zur Ruhe kommt. Man muss wieder die Ursache angehen und die hat etwas mit Erziehung zu tun. Im Bereich Hundeerziehung kann man nie nur an einzelnen Punkten arbeiten. Es ist immer ein ganzheitliches Konzept (auch wenn das jetzt irgendwie ein bisschen übertrieben klingt), aber es ist immer eine ganzheitliche Sache, die da angegangen werden muss. Es geht immer um die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Nur wenn diese Beziehung gut aufgestellt ist, kann ein Hund sich entspannen, kann er auch gut zur Ruhe kommen. Und dann brauche ich ihm gar nicht sagen: „Leg dich hin, komm zur Ruhe." Dann tut er das von ganz alleine.

Und wenn nun klar ist, dass ein Hund sich von ganz alleine hinlegt, kommt womöglich gleich die nächste Frage auf: Wo darf er das denn? Deswegen geht es in der nächsten Episode um die Frage: "Sag mal, du als Hundetrainer, darf das Hundebett an einem zentralen Ort im Wohnbereich stehen?"

Ich freue mich aufs nächste Mal. Bis bald.

verfasst von:

Eine blonde Frau schmust im Sitzen mit einem großen, weißen Hund.
Ramona
Lütjohann,

Hundetrainerin & Tierpflegerin