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Respekt in der Hundeerziehung? Oder: Ein bisschen Aufklärungsarbeit

Vier Hunde gehen nebeneinander ordentlich bei Fuß.
Diese vier Hunde zeigen respektvolles Verhalten: Sie achten trotz Ablenkung auf die Richtung und die Geschwindigkeit der Menschen – sie sind dabei entspannt und tragen die Rute oben. Angst haben sie mit Sicherheit nicht.

Spricht man von “Respekt” im Zusammenhang mit Hundeerziehung, denken womöglich neun von zehn Menschen, dass Respekt die nette Umschreibung von Angst ist.
Die Aussage “Ihr Hund muss Respekt vor Ihnen haben”, sollte ohne eine Erklärung besser nicht allein im Raum stehen gelassen werden. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass an Schläge, Anschreien und eben Angst gedacht wird.

Zur Klärung dieser Fehlverknüpfung: Das Wort Respekt stammt vom lateinischen respectus, welches Zurückblicken, Rücksicht, Berücksichtigung und eine Form der Wertschätzug und Aufmerksamtkeit bedeutet (Quelle: Wikipedia und lateinisches Wörterbuch). Auch wenn man ohne eine weitere, bestätigende Quelle nicht alles glauben soll, was in Wikipedia geschrieben steht, so ist es dennoch interessant, dass folgender Absatz ebenfalls im Eintrag zu “Respekt” zu finden ist:

“In der englischen Sprache sind die Konnotationen (Anm.: = Nebenbedeutungen) des Wortes „Respekt“ heute weitaus milder als im Deutschen. Respect steht dort nicht in erster Linie für eine quasisoldatische Unterwerfung, sondern neutraler für die Achtung, die jeder Mensch jedem anderen menschlichen Wesen entgegenbringen soll. Der Gegenbegriff zu respect ist Misshandlung (abuse). In diesem Sinne ist respect in den USA ein hoch angesehenes und universell anerkanntes Erziehungsziel.” [1]

Was genau “Respekt” im Zusammenleben wirklich bedeutet, ist den wenigsten Menschen wirklich bewusst. Der Grund ist folgender: Ein normales Maß an Respekt muss man Menschen gegenüber selten bewusst konkret einfordern. Es ist einfach da. Eine Selbstverständlichkeit.

Wir erwarten von unseren Mitmenschen,
– dass sie unsere Ansprache nicht ignorieren,
– dass sie uns nicht schubsen oder kneifen,
– dass sie uns nicht vor die Füße laufen
– ein gewisses Maß an Höflichkeit und so weiter und so fort…

Diese Erwartungen werden nahezu automatisch erfüllt. Man könnte diese Verhaltensweisen als Standard bezeichnen, weil sie so selbstverständlich von Menschen gezeigt werden, dass ihre Existenz kaum noch bewusst wahrgenommen wird. Dennoch zeugen sie von einem respektvollen Umgang.

Anders ist es jedoch beim Umgang mit einem Hund. Hier muss der Mensch ungewohnt aktiv werden, weil der respektvolle Umgang vom Hund bewusst eingefordert werden muss. Er muss die erwünschten Verhaltensweisen, den respektvollen Umgang mit dem Menschen erst einmal erlernen. Denn woher sollte er wissen, was der Mensch mag und was nicht?

Dem Hund Respekt im Umgang mit dem Menschen abzuverlangen, hat nichts mit verängstigtem sondern mit aufmerksamem und rücksichtsvollem Verhalten zu tun. Es ist durchaus vergleichbar mit dem Respekt, den es auch unter Menschen gibt. Ich habe Respekt vor meinen Mitmenschen, ich behandle sie dementsprechend respektvoll, habe aber definitiv keine Angst vor ihnen. So sollen sich auch Hund und Mensch begegnen. Auf dem Weg zu einem vertrauens- und respektvollen Miteinander kann unsere Hundeschule Ihnen mit Ihrem Hund helfen!

Zu guter Letzt seien noch zwei Dinge anzumerken:

1. Zum Thema Respekt unter Menschen: Ausnahmen bestätigen die Regel, aber auf diese Ausnahmen kann und möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Die Aussagen beziehen sich auf die Mehrheit der erwachsenen Menschen.

2. Es gibt natürlich auch Menschen, die es gewohnt sind, respektvolles Verhalten einzufordern. Eltern, Erzieher, Pädagogen etc. können wahrscheinlich ein Lied von dieser Materie singen… Obwohl viele der Hundebesitzer, mit denen ich Kontakt habe, auch Eltern sind, fällt es ihnen dem Hund gegenüber deutlich schwerer, respektvolles Verhalten einzufordern. Aber “Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Hund” und “Vermenschlichung des Hundes” sind andere Themen…

verfasst von:

Eine blonde Frau schmust im Sitzen mit einem großen, weißen Hund.
Ramona
Lütjohann,

Hundetrainerin & Tierpflegerin