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Ein Selbstversuch Oder: Die Pril-Party

Zwei stark sabbernde Neufundländer blicken erwartungsvoll in die Kamera.
Wenn die grad kein Leckerli erwarten...

Lohmanns Sicht:

Noch bevor die Sekretärin beim heutigen Mittagsspaziergang das Haus mit mir und Rico verlassen hatte, konnte ich es riechen: Sie hatte Leckerli in ihrer Jackentasche. Huhn, um genau zu sein. Getrocknet. Ich war irritiert. Das hatte ich noch nie erlebt! Wann hatte sie das denn eingepackt? Schnüffelnd lief ich draußen neben ihr her und vergaß ersteinmal zu pinkeln.

Nach rund zwanzig Metern schickte sie mich weg. Okay, dachte ich, dann eben nicht, und trottete meines Weges. Als uns rund dreißig Meter trennten, rief sie mich. Ich trabte los und als ich bei ihr ankam, da griff sie in die Jackentasche und gab mir was von dem getrockneten Huhn. Besten Dank, dachte ich, während ich sabbernd kaute und anschließend weiter den Feldweg entlang lief. (Oder vielmehr ging. Das trifft es vielleicht besser.)

Das gleiche Prozedere wiederholte sich noch einmal. Angekommen bei meiner Sekretärin erhielt ich wieder einen Streifen Huhn.

Beim dritten Mal rufen trabte ich los und starrte schon auf die Hände meiner Sekretärin. Leer. Blick zur Jackentasche. Nichts tat sich. Erwartungsvoll machte ich also vor ihr Sitz (das läuft bei uns so, wenn es um Leckerli geht). Und es gab wieder Huhn.

Die Sache war geritzt. Ich sabberte wie verrückt, weil klar war, dass ich bei jedem Mal zu ihr Kommen, einen Streifen Huhn bekommen würde. Und ich versuchte sie zu manipulieren, indem ich auch ohne Rufen (auffallend oft) zu ihr kam und natürlich auf noch mehr Huhn hoffte.

Auch Rico hatte die ganze Nummer schnell durchschaut. Er schnüffelte bei der Sekretärin dauernd an den Händen und der Jacke rum.

Am Ende vom Spaziergang waren wir beide so vollgesabbert, als hätten wir Pril gesoffen…

Sicht der Sekretärin: Es brauchte keine drei Male, bis beide Hunde erwarteten, von mir ein Leckerli zu bekommen, nachdem sie zu mir kamen. Wohlgemerkt, ohne dass ich sie “offiziell” bestochen habe, die Leckerli wurden NICHT vorher gezeigt. Außerdem scharwenzelten beide immer wieder wie blöd um mich herum, weil sie das getrocknete Hühnerfleisch in meiner Jackentasche riechen konnten. Auch die Praxis zeigte also, dass es nicht darum ging, was die Hunde sahen, sondern darum was sie gemäß ihrer Erfahrungen erwarteten.

verfasst von:

Eine blonde Frau schmust im Sitzen mit einem großen, weißen Hund.
Ramona
Lütjohann,

Hundetrainerin & Tierpflegerin