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Wie viel Bewegung braucht ein Hund?

Zwei große Bärenhunde spielen mit einem Deutsch Drahthaar.
Große, schwere Hunde können kurzzeitig sehr aktiv sein, sind aber überwiegend ruhige Vertreter.

Nur ein Hund, der regelmäßig ausreichend Auslauf bekommt, kann zufrieden sein. In unserer Hundeschule werden wir oft gefragt: Wie viel Bewegung braucht ein Hund? Immerhin können wir gutes Benehmen nur von einem Hund erwarten, dessen Bewegungsdrang erfüllt ist. Natürlich lässt sich "an der Leine ziehen" auch nicht einfach mit Bewegungsmangel erklären. Dennoch MUSS ein Hund ausgelastet sein, damit der Mensch erzieherisch Erfolge erziehen kann.

Wir erläutern in diesem Beitrag, warum zwar keine pauschalen Angaben zur Dauer und Häufigkeit der notwendigen Spaziergänge gemacht werden können, erklären trotzdem aber Grundsätze zum Bewegungsdrang aller Hunde.

Faktoren, die das Bewegungsbedürfnis eines Hundes beeinflussen

Es gibt viele Faktoren, die beeinflussen, wie viel Auslauf ein Hund benötigt. Aus diesem Grund lässt sich auch keine allgemeine Aussage zu Dauer, Häufigkeit und Intensität der notwendigen Spaziergänge treffen. Die beeinflussenden Faktoren zu kennen, vereinfacht aber die richtige Einschätzung.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind einige dieser Faktoren folgende:

Eine kleine athletische Hündin flitzt voller Energie über den Rasen.
Ein athletischer Körperbau bringt auch häufig einen größeren Bewegungsdrang mit sich.
  1. Alter: Im hohen Alter nimmt das Bewegungsbedürfnis eines Hundes ab.
    Ein 14jähriger Hund braucht weniger Bewegung als ein 2jähriger Hund.
  2. Rassezugehörigkeit: Von der ursprünglichen Verwendung einer Rasse lässt sich mitunter gut auf den Bewegungsdrang eines Hundes schließen.
    Ein Galgo (Windhund, der für die Hetzjagd auf Hasen gezüchtet wurde) benötigt deutlich mehr Bewegung als ein Mops (Begleithund, der ohne "Arbeitsaufgabe" gezüchtet wurde).
  3. Körperbau: Je massiger der Köperbau eines Hundes ist, umso geringer ist sein Bewegungsbedürfnis.
    Ein Neufundländer benötigt weniger Auslauf als ein Windhund.
  4. Gesundheit: Krankheiten können zum Beispiel durch Schmerzen an den Kräften eines Hundes zerren.
    Ein Hund, der Schmerzen hat, wird sich weniger bewegen wollen (und eventuell können) als einer, der keine Schmerzen hat.
  5. Intensität: Nicht nur die Quantität sondern ebenso die Qualität ist von Belang.
    30 Minuten am Rad Laufen powert jeden Hund mehr aus als 30 Minuten langsames Gehen an der Leine. Ist das ordentliche Gehen an der Leine für den Hund jedoch noch keine Routine, sprich erlernt er dieses Verhalten gerade noch, fordert es ihn geistig sehr.
  6. Abwechslung: Wer jeden Tag auf jedem Spaziergang den gleichen langweiligen Weg abläuft, ist mit all seinen Sinnen nur wenig gefordert.
    Ein Hund, der regelmäßig andere Wege geht oder immer wieder andere Hunde trifft, ist mit seinen Sinnen und seinen Reaktionen einfach mehr gefordert und somit auch eher ausgelastet.
  7. Kondition: Die Ausdauer eines Hundes entscheidet ebenfalls darüber, nach wie viel Zeit er ausgepowert ist.
    Ein Hund, der es gewohnt ist, 30 Minuten am Fahrrad zu laufen, wird hiernach weniger müde sein, als ein Hund, der zum ersten Mal so lange am Fahrrad mitläuft.

Irrtümer zum Thema "Wie viel Auslauf braucht ein Hund?"

  • Gewohnheit: Die Aussage, "das kennt er ja aber auch gar nicht anders (als mit so wenig Bewegung)", ist Unsinn! Nur weil ein Hund bisher NICHT viel Auslauf bekommen hat, heißt das noch lange nicht, dass er NICHT viel Auslauf braucht. Der Drang nach Bewegung entsteht nicht erst durch Bewegung, er ist einfach da.
  • Größe: "Kleine Hunde brauchen nicht so viel Auslauf", ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Mir fallen ohne viel Nachdenken sofort einige kleine Rassen ein, die sogar bezüglich Bewegung (und auch Beschäftigung) extrem unterschätzt werden. Und mindestens ebenso viele, die auf jeden Fall mehr Bewegung benötigen, als eine Hundetragetasche ermöglicht.

Wie viel Bewegung benötigt ein Hund nun am Tag?

Beziehen wir uns einmal auf einen "durchschnittlichen" Hund, der gesund, weder übermäßig alt noch jung, weder riesig noch winzig ist und auch rassebedingt nicht für eine sehr spezielle Aufgabe gezüchtet wurde.

Häufigkeit der Spaziergänge: Grundsätzlich sollte jeder Hundehalter drei Spaziergänge pro Tag mit seinem Hund machen. Mehr sind selbstverständlich auch möglich, weniger nicht. Gemeint sind tatsächlich auch zeitlich umfangreiche "Gassirunden". Abends nochmal kurz zum Pinkeln raus, ist kein Spaziergang (aber trotzdem notwendig).

Dauer der Spaziergänge: Ein Spaziergang sollte im Allgemeinen rundweg eine Stunde umfassen.

Intensität der Spaziergänge: Hunde mögen zwar gerne klare Regeln und lieben schöne Rituale, Monotonie finden sie aber genauso öde wie Menschen. Abwechslung ist also das Zauberwort für die Spaziergänge mit Hund. Diese Abwechslung kann sich z. B. auf wechselnde Wege, verschiedene Spiele, verschiedene Spielgefährten, verschiedene Tempi (Gehen, Walken, Joggen, Radfahren) erstrecken. Der Kreativität sind hier nur wenig Grenzen gesetzt.

Abweichungen von diesen Punkten sind letztendlich wieder möglich, weil Alter, Rassezugehörigkeit, Körperbau, Gesundheit und Intensität (sie oben) den Bewegungsdrang eines Hundes beeinflussen.

Also kann man sich alles passend reden? - Nein!

Neufundländer dampft beim Atmen.
Unsere dicken Bären gehen rundweg zwei Stunden am Tag spazieren – sind aber bezüglich Bewegung nicht sehr anspruchsvoll.

Wer glaubt, seinen sechs Monate alten Labrador mit insgesamt 60 Minuten Spaziergang am Tag auslasten zu können, der liegt leider falsch.

Wer glaubt, ein Border Collie kann neben zwei Kindern und zwei arbeitenden Eltern "so einfach mitlaufen", ebenso.

Wer glaubt, Chihuahua, Mops und Co. können ihr Geschäft auch überwiegend in einem Katzenklo erledigen und frische Luft auf dem Balkon schnuppern, wird nicht viel Freude mit seinem Hund haben (und der Hund ein furchtbares Leben).

Wer glaubt, ein Dobermann ist mit genau so viel Bewegung und Beschäftigung zufrieden wie ein Neufundländer, tut ebenfalls weder sich noch seinem Dobermann einen Gefallen.

Grundsätzlich sollte man sich immer darüber im Klaren sein, dass hinter der Mehrzahl der Hunderassen "Arbeitstiere" stecken, die ursprünglich einmal für eine konkrete Aufgabe gezüchtet worden sind. Diesen Aufgaben können die wenigsten Hunde heute noch nachgehen.

Wenn Sie vorübergehend einmal nicht die Zeit haben, Ihrem Hund gerecht zu werden, können Sie gerne unsere Hundepension in Anspruch nehmen.

Je spezieller und/oder bewegungsreicher die Aufgabe einer Rasse ursprünglich einmal war, umso mehr fordert diese Rasse anschließend auch den Hundehalter im Alltag bezüglich Bewegung und Beschäftigung.

verfasst von:

Eine blonde Frau schmust im Sitzen mit einem großen, weißen Hund.
Ramona
Lütjohann,

Hundetrainerin & Tierpflegerin