Jeden Tag sehe ich auf meinen Spaziergängen einige Hunde. Große und kleine, alte und junge, wilde und ruhige, angeleinte und freie. Natürlich komme ich nicht mit jedem ins Gespräch, aber gerade eben hat’s geklappt!
Es war zunächst wie im Traum… sie war auch verspielt, auch 18 Monate alt, etwas kleiner als ich, hatte weiches, glänzendes Fell, eine sportliche Figur, eine tolle Ausstrahlung… eine wahre Schönheit! Ich war hin und weg! (sie übrigens auch…)
Ihren Hals zierte ein auffallend hübsches Halsband (immer noch ein Traum)… mit einer Flexileine dran (ein Albtraum!!). Wir versuchten zu spielen. Versuchten es zunächst zu ignorieren, dass ihr Herrchen an den Beinen bereits mit der Flexileine gefesselt war und ich bewegungsunfähig, weil mich die 10-Meter-Schnur ebenfalls zu einem kompakten Päckchen verschnürt hatte. Wirklich bereichern tat dieser Umstand unser Spiel allerdings nicht.
Die Schönheit warf einen Hilfe suchenden Blick zu Ihrem Herrchen, der diesen zunächst nicht wahrnehmen wollte und dann sagte: “Dina, wenn ich dich jetzt ableine, hetzt du dem nächsten Reh hinterher, welches unseren Weg kreuzt. Ich habe keine Lust, dir durch den Wald hinterher zu laufen, weil du nicht auf mich hörst.”
Geknickt blickte Dina zu mir, während ihr Herrchen erst sich und dann mich aus der Leine befreite. Spielen durften wir dann nicht mehr, sie musste nach Hause gehen. Angeleint. Nachdem uns etwa 20 Meter trennten, unternahm sie noch einen letzten Versuch, zurück zu mir kommen und sprintete los. Was passierte, als die Flexileine ausgereizt war, möchte ich nicht detaillierter beschreiben. Nur so viel: Es war beeindruckend, dass meine Schönheit auch sportlich begabt war. Sie verabschiedete sich mit einem Salto rückwärts.
Und ich war überglücklich, dass ich fast immer frei laufen darf und die Fronten zwischen mir und meinen Menschen geklärt sind. Wenn die mich rufen, komme ich. Auch wenn ein Reh in der Nähe ist.
Es lebe die leinenlose Freiheit!