Folgetrieb beim Welpen: wieso, weshalb, warum?

Ein Labrador-Welpe läuft ohne Leine neben einem Menschen.
In der Regel bleibt der Welpe auch ohne Leine auf dem Spaziergang in der Nähe des Menschen. Grund hierfür ist nicht die Erziehung, sondern der Folgetrieb.

Eine gut geprägter Welpe hat einen Folgetrieb, das heißt er bleibt immer in der Nähe seiner Bezugspersonen und weicht ihnen nicht von der Seite. Dieser Folgetrieb zeigt sich anfänglich auch im Wohnbereich und im Garten, dort legt er sich aber häufig binnen kurzer Zeit, sobald der Welpe diese Umgebungen und die Anwesenheit seiner Bezugspersonen als „sicher“ betrachtet.

Der Folgetrieb außerhalb des Wohnbereichs und des Gartens bleibt beim Welpen länger erhalten. Er wird sich auf Spaziergängen gerade ohne Leine stark am Menschen orientieren und keine allzu große Distanz aufkommen lassen.

Unsere Hundeschule kann Sie mit einer guten Erziehung Ihres Welpen übrigens bestens darauf vorbereiten, dass Ihr Hund auch bei nachlassendem Folgetrieb in Ihrer Nähe bleibt!

Warum gibt es den Folgetrieb beim Welpen?

Der Welpe zeigt den Folgetrieb aus Gründen des Selbstschutzes. In der Natur wäre er ohne den Schutz seiner Mutter oder des Rudels aufgeschmissen. Gleiches gilt für das Zusammenleben mit dem Menschen. Ohne den Menschen wäre der Welpe nicht in der Lage, die Situationen, die das Leben mit sich bringt, zu meistern. Hierfür fehlt es ihm an Lebenserfahrung und Sicherheit. Sicherheit vermittelt ihm aber im Optimalfall die Anwesenheit einer oder mehrerer seiner Bezugspersonen.

Wann endet der Folgetrieb beim Welpen?

Ein Welpe zeigt den Folgetrieb ungefähr bis zum fünften Lebensmonat, also auch über das Welpenalter hinaus. Das Welpenalter dauert rundweg bis zum vierten Lebensmonat. Abhängig ist die Dauer des Folgetriebs vom Charakter des Welpen sowie seiner individuellen Entwicklung und den Erfahrungen, die er im Verlauf seines kurzen Lebens bereits gesammelt hat. Unsichere Hunde, die in ihrem Menschen eine Sicherheit sehen, haben diesen Folgetrieb häufig länger, zum Teil bis zur Geschlechtsreife im siebten bis zehnten Lebensmonat.

Ein Labrador-Welpe rennt über eine Wiese.
Dieser Labrador-Welpe hat fast den Anschluss verpasst und rennt schnell hinterher.

Wie fördert man den Folgetrieb des Welpen?

Grundsätzlich fördert der Mensch den Folgetrieb des Welpen dadurch, dass er dem Welpen vermittelt, sich am Menschen zu orientieren. Wartet der Mensch auf dem Spaziergang immer offenkundig auf den Welpen, vermittelt er genau das Falsche – nämlich, dass der Mensch sich am Welpen orientiert und sich seiner Geschwindigkeit sowie seiner Richtung anpasst. Das wäre genau das Gegenteil von dem, wie es in Zukunft laufen soll.

Selbstverständlich ist rein ignorantes Vorauslaufen des Menschen allein nicht der Schlüssel zum Glück. Der Welpe soll schließlich erfahren, dass der Mensch sich auf den Spaziergängen intensiv mit ihm beschäftig und „gemeinsam“ etwas unternommen wird, man nicht nur zufällig die gleiche Strecke geht. Plötzlich losrennen, um gemeinsam mit dem Welpen zu toben, mit einem Stock oder einem Spielzeug in der Hand zum gemeinsamen Spielen animieren, den Welpen immer wieder streicheln und knuddeln, wenn er in der Nähe des Menschen ist, sind nur einige Beispiele, worüber dem Welpen das „gemeinsame“ Unternehmen vermittelt werden kann.

In der Regel haben die Welpen immer wieder ihren Mensch im Blick. Dafür müssen sie nicht einmal den Kopf heben, sondern schielen zum Beispiel beim Schnüffeln nach oben. Momente wie diese sind gut, um zum Spiel mit einem Stock oder zum gemeinsamen Rennen aufzufordern. So merkt der Welpe, dass es Sinn macht, den Menschen immer wieder im Blick zu haben, weil etwas Spaßiges passieren kann.

Die Mischung aus gemeinsam etwas erleben und scheinbar ignorant seines Weges gehen macht’s letztendlich.

Was bringt es, den Folgetrieb beim Welpen zu fördern?

Ein Cane Corso-Welpe läuft ohne Leine neben einem Menschen.
Dieser Cane Corso-Welpe orientiert sich am Menschen und weicht nicht von seiner Seite.

Ein Hund befindet sich ungefähr bis zur 18. Lebenswoche in einer sensiblen, prägungsähnlichen Phase seiner Entwicklung. Alles, was er in dieser Zeit erfährt, wird besonders gut und fest in seinem Gehirn abgespeichert. Dieses „Abspeichern“ bezieht sich gleichermaßen auf positive wie auch auf negative Dinge. Den Spaziergang mit dem Welpen sinnvoll zu gestalten, zahlt sich also in dieser Zeit ganz besonders aus.
Ehrlicher Weise muss dazugesagt werden, dass natürlich jeder Hund in jedem Alter solche Spaziergänge verdient hat.

Aber: Wird dem Welpen in dieser sensiblen Phase der falsche Eindruck eines „gemeinsamen“ Spaziergangs bezüglich der Aktivität mit dem Menschen und der Orientierung an dem Menschen vermittelt, wird dieses sich auf sein zukünftiges Verhalten auswirken.
Ist die Beziehung zwischen Mensch und Hund bereits gefestigt und der Hund gut erzogen, so sind zum Beispiel Spaziergänge in einer Hundegruppe für den Hund in der Regel sehr schön.

Zu was führt die Förderung des Folgetriebs beim Welpen leider nicht?

Entgegen einiger Meinungen führt die Förderung des Folgetriebs nicht dazu, dass der Hund sich „für immer und ewig“ nur am Menschen orientiert und somit immer abrufbar ist. Ohne eine artgerechte Erziehung des Hundes klappt das leider nur in nicht erwähnenswerten Ausnahmefällen.

Was tun, wenn der Welpe vermeintlich keinen Folgetrieb zeigt?

In diesem Fall stellen sich unter anderem folgende Fragen:

  • Ist der Hund eventuell schon zu alt, um noch den Folgetrieb zu haben?
  • Verhält der Hundehalter sich richtig?
  • Hat der Welpe in der Vergangenheit die richtigen Erfahrungen gesammelt?
  • Ist die Umgebung, in der der Welpe ohne Leine läuft, angemessen?

Bei Fragen hilft nur eines: einen Experten für Hundeerziehung zu Rate ziehen! Dieser kann sich dann persönlich ein Bild von der Situation zwischen Hundehalter und Welpe machen. Anschließend kann auf Grund dieser Einschätzung etwas geändert werden.

Pauschallösungen oder Ferndiagnosen wie „Schleppleine dranmachen“ sind grundsätzlich abzulehnen. Eine Schleppleine bindet den Hund zwar am Menschen fest, erhöht jedoch nicht die innere Bindung des Hundes zum Menschen.

Weitere Informationen über unsere Denkweise finden Sie auf den Seiten unserer Hundeschule und Hundepension.

verfasst von:

Eine blonde Frau schmust im Sitzen mit einem großen, weißen Hund.
Ramona
Lütjohann,

Hundetrainerin & Tierpflegerin