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Lohmann allein zu Haus

Meine Sekretärin hat Eddi vorige Woche früh morgens einfach mitgenommen. Mich nicht –  was eine Frechheit war, da ich mit und auch etwas erleben wollte. Das wollte sie aber nicht. Ausgetrickst hat sie mich und mein gutes Benehmen ausgenutzt. Sie sagte mir, ich solle im Flur Sitz machen und ich Depp tat das auch artig. Saß dort also ordentlich, während sie nach draußen ging und… mir ein „bis später“ zuwarf und dann die Tür von außen schloss. Ich, der ja erst aufsteht, wenn Bescheid gesagt wird, saß daraufhin alleine im Flur. Herzlichen Glückwunsch. Ich konnte noch hören, wie das Geräusch ihres Autos immer leiser wurde, bis es in der allgemeinen Geräuschkulisse verschwand.

Alle weg

Eddi weg. Die Sekretärin weg. Sonst auch keiner da. Lohmann allein zu Haus.

Ich brauchte noch zwei Minuten, bis ich begriffen hatte, was passiert war, dachte dann noch weitere zwei Minuten nach, was jetzt mein Plan werden könnte, und es stellte sich folgendes heraus: Ich hatte erstmal keinen Plan. Hin- und hergerissen zwischen hinlegen und aufstehen blieb ich zwei weitere Minuten einfach sitzen. Und dachte nach…

Lohmann und das Spieltau

Da hörte ich im Wohnzimmer ein Geräusch. Ein ganz leises. Der Gedanke diesem nachzugehen, war sofort da. Doch bevor mein Körper aktiv wurde, hatten meine Augen schon etwas Anderes im Visier: mein Spieltau. Es war nur etwa einen Meter entfernt und versuchte, sich unter der Truhe auf dem Flur zu verstecken. Das feige Ding! Langsam, leise und vor allen Dingen sachte ließ ich meine 53 Kilogramm auf den mit Teppich bedeckten Holzfußboden plumpsen, der unangemessener Weise gequält ächzte. Nur noch wenige Zentimeter trennten jetzt meine braunen, tatzenartigen Pfoten vom Tau. Ich rollte mich elegant auf die Seite, streckte mich zu voller Länge aus und ließ polternd die Tatze auf das Tau fallen. Es wehrte sich nur mäßig als ich es dichter zu mir heran zog. Bei vorherigen Kontakten hatte es bereits begriffen, dass Widerstand zwecklos war.

Ich malträtierte also voller Hingabe mein Tau, löste die großen Knoten an beiden Enden auf und versuchte Ordnung in die bunten, wild durcheinander gemischten Fäden zu bekommen. Eine herausfordernde Aufgabe und die ursprüngliche Unordnung der dünnen Fäden offenbarte, dass die Menschen hiermit schon überfordert gewesen waren. Konzentriert widmete ich mich der Unordnung und vergaß dabei völlig die vorbei ziehende Zeit.

Die Rückkehr

Erst durch das Brummen des Autos meiner Sekretärin, welches sich mehr und mehr aus der allgemeinen Geräuschkulisse herauskristallisierte, ließ sich meine Konzentration vom Tau weg wieder auf die Realität lenken. Ich hob meinen dicken Kopf und horchte aufmerksam. Das wohlbekannte Knarren der Eingangstür und das Geräusch ihrer Gummisohlen auf dem gefliesten Boden im Eingangsbereich bestätigten die Rückkehr meiner Sekretärin.

Voller Vorfreude sprang ich – trotz meiner 53 Kilogramm einer gespannten Feder gleich – auf und lief schwanzwedelnd zu ihr. Mit meiner feuchten Nase tastete ich sie hastig schnaufend ab und versuchte so, Informationen über ihren Ausflug zu bekommen.

Obwohl sie nicht übermäßig groß ist, kniete sie sich zu mir und knuddelte mich – Angemessenerweise. Sie vergrub ihren blonden Kopf in meinem Hals und sabbelte mit lieber Stimme unwichtige Informationen in mein Ohr. Ich schaltete ab. Da stieg ein ungewöhnlicher Geruch in meine feine Nase und ich wusste sofort, wo sie an diesem Morgen gewesen war: beim Arzt. Meine feuchte Nase filterte sogar noch Genaueres heraus: beim Tierarzt. Da fiel mir Eddi wieder ein… Sofort hielt ich alarmiert Ausschau nach ihm. Er ist eigentlich ein sehr fitter Kerl, aber eben auch schon 15 Jahre alt…

Was ist mit meinem kleinen Eddi?

Und da kam er schon gemächlich hereinspaziert… Puuh, war ich erleichtert, dass es ihm gut ging! Mit vielleicht etwas zu wilder Freude machte ich einen unbeholfenen Satz zu ihm, landete halb auf ihm und beschnüffelte ihn überall. Auch an ihm heftete der unverkennbare Geruch einer Tierarztpraxis. Besonders am Kopf roch er ungewohnt – der gewohnte muffige Atem war weg.

„Hey Pony (so nennt mich die Sekretärin manchmal, ich weiß nicht, was das soll), lass den Kleinen mal in Ruhe. Ihm wurde gerade Zahnstein entfernt.“

Was es damit auf sich hatte und wie es Eddi anschließend ging, berichte ich morgen.