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Pubertät beim Hund und ihre Bedeutung für die Hundeerziehung

Ein junger Labrador geht an lockerer Leine neben einer Katze.
Wenn die Erziehung bereits im Welpenalter beginnt, wird auch die Pubertät keine Probleme mit sich bringen.

Wenn der Hund in die Pubertät kommt, dann

  • hört er gar nicht mehr.
  • weiß er nicht einmal mehr, wie er heißt.
  • wird es nochmal richtig schlimm mit der Erziehung.
  • ist es auch normal, dass er sich mitunter benimmt wie die Axt im Walde.
  • vergisst er alles, was er einmal in der Erziehung gelernt hat.
  • fängt man mit der Erziehung wieder von vorne an.

Solche und ähnliche Aussagen sind unter Hundehaltern weit verbreitet. Wie viel Wahrheitsgehalt steckt dahinter? Ist es tatsächlich so, dass ein Hund, der gerade erwachsen wird, sich „flegelhaft“ verhält? Und was genau passiert in dieser Entwicklungsphase? Ist die Bedeutung der Pubertät für die Hundeerziehung tatsächlich so groß wie oft behauptet?

Entwickungsphasen beim Hund

Die Entwicklung eines Hundes ist in verschiedene Entwicklungsphasen unterteilt. Es gibt individuelle und rassebedingte Unterschiede im Entwicklungstempo, die aufgeführten Entwicklungsphasen geben jedoch eine gute Orientierung.

  1. vegetative oder neonatale Phase: 1. bis 2. Lebenswoche
  2. Übergangsphase: 3. Lebenswoche
  3. sensible Phase: 3./4. bis ca. 18. Lebenswoche
  4. Jugend- und Pubertätsphase: ab ca. dem 5. Lebensmonat
  5. Geschlechtsreife: ab ca. 10. Monat
  6. Reifezeit: ab 2 Jahre
  7. Erwachsenenalter: ab etwa 3 Jahren

Was passiert, wenn der Hund in die Pubertät kommt?

In der Pubertät findet ein hormoneller Wandel im Hund statt. Der Hormonhaushalt verändert sich dahingehend, dass der Hund geschlechtsreif wird.

Auch geistig verändert sich einiges: Der Hund bewegt sich immer weiter in Richtung "Erwachsensein" und wird in Folge dessen geistig reifer und durchsetzungsstärker. Als Resultat dieser Entwicklung stellt er auch den Hundehalter mehr in Frage.

Ein junger Boxer geht ordentlich an der Leine, obwohl ein anderer Hund zu ihm zieht.
Dieser Boxer benimmt sich trotz Ablenkung durch einen ziehenden Hund vorbildlich – obwohl sich der Boxer zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade in der Pubertät befand.

Erziehung vor der Pubertät

In vielen Mensch-Hund-Beziehungen kommt die Erziehung bereits vor der Pubertät zu kurz.

Zu jung sei der Hund zu dieser Zeit noch. Zu niedlich. Zu klein. Zu süß. Alles noch nicht so schlimm. Der muss sich ja auch ersteinmal einleben.

Also ist nach dem Einzug des Welpen oftmals zunächst erzieherische "Schonfrist" angesagt. Mitunter ist es auch die eigene Bequemlichkeit, die der Inkonsequenz den Vortritt lässt, da der Hundehalter merkt, wie aufwändig es ist, bei unerwünschtem Verhalten stets konsequent und ruhig einzugreifen. Und zu allem Übel gibt es auch noch Hundetrainer, die den Hundehaltern weiß machen wollen, dass sie mit der Erziehung erst bedeutend später anfangen können. Das ist in unserer Hundeschule nicht der Fall!

Den Hundewelpen interessieren die Hintergründe für die Inkonsequenz herzlich wenig. Lernfähig ist er bereits beim Einzug in das neue Heim. Und er wird lernen, jeden Tag ein bisschen mehr. Das allerdings auch, wenn der Hundehalter ihm nicht die erwünschten Verhaltensweisen vermittelt. Tut der Mensch es nicht, lernt der Welpe eben die unerwünschten Verhaltensweisen.

Pubertät beim Hund und die Erziehung

Kommt der Hund nun also in die Pubertät, wird erzieherisch ersteinmal nichts mehr klappen - so die weit verbreitete Meinung. Dieser Aussage können wir nicht zustimmen!

Wir können nur sagen:

War bereits vor der Pubertät keine vernünftige Erziehung vorhanden, wird es natürlich in der Pubertät erst recht anstrengend.

Bis zur Pubertät hat der Welpe bereits ausreichend Zeit gehabt, seine Menschen kennenzulernen. Er kann sie bezüglich ihrer Führungsqualitäten gut einschätzen. Waren diese bisher nur mäßig vorhanden, wird es für den Hundehalter natürlich schwierig, wenn der Hund bedingt durch die Pubertät geistig, sprich von der Durchsetzungsstärke, einen großen Schritt nach vorne macht.

Wir betonen aber ebenso:

Wer seinen Hund von Beginn an konsequent erzogen hat, der wird auch in der Pubertät keine großen erzieherischen Sorgen bekommen!

Sind die Regeln von Beginn an klar definiert, weiß der Welpe um die Autorität seiner Menschen. Er hat sie nur als "konsequent" kennengelernt und wird sie folglich auch auf dem Weg des Erwachsenwerdens nicht massiv in Frage stellen. Außerdem ist ein Hundehalter, der seinen Hund bereits von Beginn an erzogen hat, deutlich routinierter in der Hundeerziehung und somit seinem durchsetzungsstärker werdenden Hund auch sehr gut gewachsen.

Fazit zur Pubertät beim Hund:

Ein Spitz geht an lockerer Leine an einem ziehenden Hund vorbei.
Auch diese Spitz-Hündin befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade in der Pubertät - und kann trotzdem an lockerer Leine an einem ziehenden Hund vorbei gehen.

Ist der Hund bereits vor Eintritt in die Pubertät angemessen erzogen, stellt diese auch kein erwähnenswertes Problem dar.

Es gibt letztendlich zu viele Ausreden in der Hundeerziehung. Zuerst ist der Hund zu jung und hört deswegen nicht. Anschließend ist er in der Pubertät und hört deswegen nicht. Danach ist er gerade geschlechtsreif, muss sich selbst noch finden und hört deswegen nicht. Das Karma passt nicht, der Mond geht auf, die Sonne unter - deswegen hört der Hund immer noch nicht. Irgendeine Ausrede lässt sich immer finden.

Der Hundehalter wird jedoch nicht drumherum kommen, die notwendige Konsequenz aufzubringen, seinen Hund vernünftig zu erziehen. Dies im Optimalfall vom ersten Tag an, sodass die Regeln des Zusammenlebens für den Hund stets die gleichen sind.

Wenn der Mensch weiß, was er von seinem Hund möchte (z. B. nicht anspringen, nicht an der Leine ziehen etc.), dann ist es dem Hund gegenüber nur fair, wenn der Mensch diese Regeln auch von Beginn an konsequent aufzeigt. Tut er dies, so wird auch die Pubertät des Hundes keine Schwierigkeiten bereiten.

Dem Hund tut niemand einen Gefallen, wenn er zunächst monate- oder jahrelang unerwünschtes Verhalten duldet und es dann plötzlich abstellen will. Da ein Hund ein Leben lang lernt, ist es zwar auch nach Jahren noch möglich, erzieherisch etwas zu ändern, aber:

"Ganz jung lernen" ist und bleibt immer einfacher als im Alter umzulernen.

verfasst von:

Eine blonde Frau schmust im Sitzen mit einem großen, weißen Hund.
Ramona
Lütjohann,

Hundetrainerin & Tierpflegerin